RB 031 PDF Drucken
Rundbrief 1/03 des BSV
Schwarzer Weg 8, 32423 Minden (Hrgb.)
Kostenlos Auflage: 6.500
Tel. 0571/29456 Fax 0571/23019
SPK Mi-Lü, BLZ 49050101, Nr. 89420814
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Redaktion: Peter Betz
V.i.S.d.P. Konrad Tempel
Druck: ART & IMAGE, Minden
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Redaktionsschluß für 2/03, 1.5.2003
Internet: www.soziale-verteidigung.de

Inhalt

  • Neuer Vorstand
  • Neues aus dem BSV / Bildung
  • Demo-Bericht und Ausblick
  • Friedensforschung
  • Nonviolent Peaceforce
  • AG Israel-Palästina / forumZFD

Wie dankt man/frau jemandem, der vier, sechs oder acht Jahre viel bis nahezu alle Kraft für den BSV aufgewendet hat? Wie dankt man/frau jemandem, der unseren Verein auf unterschiedlichste Weise getragen und gefordert hat? Völlig neue Projekte aufgebaut hat?

Björn Kunter, Birgitta Meier, Barbara Müller und Konrad Tempel, alle vier haben sich aus der direkten Vorstandsarbeit zurückgezogen. Ihnen gebührt unser aller aufrichtigster Dank. Die BSV Geschäftsstelle ruft die Freunde des BSV auf, seinen/ihren Dank persönlich aufzuschreiben und an die Geschäftsstelle zu leiten, gerne auch handschriftlich oder gemalt. Wir versuchen dann daraus ein gemeinsames „Danke Schön" zu formen.

Unsere Arbeit trägt Früchte: z.B. konnte das Aktionsbündnis „resist the war - Sich dem Irak-Krieg widersetzen", www.resistthewar.de (der BSV ist Mitinitiator), am 22.2.03 2000 Menschen mobilisieren, die den Zugang zur Rhein Main Air Base blockiert haben, aber auch an vielen anderen Stellen werden Aktionen geplant und umgesetzt. Lasst uns auch weiterhin in vielfältiger Weise unser „Nein zum Krieg und unser Ja zu den reiferen Möglichkeiten" (Zitat von Birgit Berg) laut und deutlich aussprechen.

Peter Betz


Der BSV hat sich vor kurzem als Gründungsmitglied einer „Kooperation für den Frieden"

angeschlossen, die in unserem Auftrag maßgeblich von Kathrin Vogler, unserer Geschäftsführerin, mitkonzipiert worden ist. In der Gründungserklärung heißt es u.a.: „Wir befinden uns in einer politischen Situation, in der die Friedensbewegung international vor enormen Herausforderungen steht: Es geht nicht nur darum, der militärischen Neuaufteilung der wirtschaftlichen und strategischen Einflusssphären und der Rehabilitation des Krieges als alltäglichem "Ordnungsmittel" zu widerstehen, sondern es kommt nun darauf an, die Alternativen zu einer militärisch dominierten Außenpolitik zu stärken und durchzusetzen..." Die in der Kooperation für den Frieden zusammengeschlossenen Gruppen und Organisationen setzen sich zum Ziel, in einem paritätischen Dialog politische Stellungnahmen zu entwickeln und auf deren Grundlage gemeinsame Aktionen und Kampagnen ins Leben zu rufen...."

In der Grundsatzerklärung

der Kooperation heißt es:

„Krieg ist alltägliche Realität für Millionen von Menschen. Durchschnittlich 40 bewaffnete Konflikte und Kriege im Jahr bedrohen sie in ihrer Existenz und hindern sie an einem menschenwürdigen Leben. Krieg und Gewalt bilden einen Teufelskreis mit den anderen Bedrohungen unter denen die Menschheit leidet: Armut, globale Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Verschwendung von Rohstoffen. Wir, die Unterzeichnerinnen dieser Erklärung, schließen uns in Deutschland zur Kooperation für den Frieden zusammen, um mitzuhelfen diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Als verbindliche Grundsätze unseres gemeinsamen Handelns treten wir dafür ein,

  • dass Krieg als Mittel der Politik geächtet wird
  • dass das Völkerrecht als einziges legitimes Instrument zur Regelung zwischenstaatlicher Konflikte
  • gestärkt und weiterentwickelt wird
  • dass kriegerische Gewalt als Mittel der Politik ersetzt wird durch Methoden der Krisenprävention und der zivilen Konfliktbearbeitung
  • dass umfassend abgerüstet wird
  • dass Kriegsursachen und -folgen, wie Armut, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung energisch bekämpft
  • werden
  • dass Menschenrechte und Demokratie weltweit mit gewaltfreien Mitteln erkämpft und verteidigt werden.
"Die Kooperation versteht sich als entwicklungsoffenen Arbeitszusammenhang. Mitwirkende können Organisationen, Netzwerke und Initiativen durch Unterzeichnung der Grundsatzerklärung werden, nicht aber Parteien." Die Kooperation für den Frieden organisiert Diskussions- und Beratungsprozesse innerhalb der Friedensbewegung, fördert den Austausch von Informationen und Einschätzungen zwischen Organisationen und Gruppen, veröffentlicht die aus diesen Prozessen hervorgegangenen Positionen, verbreitet Aktionsvorschläge für die Friedensarbeit, unterstützt oder initiiert Veranstaltungen und Kampagnen."

Mitwirkende

Neben dem Versöhnungsbund, dem Komitee für Grundrechte und Demokratie, der AGDF und dem BSV haben die Grundsatzerklärung bis Mitte Februar 15 weitere Gruppierungen unterzeichnet.

Allerdings: Diese Kooperation darf sich nicht zu einem Instrument derer entwickeln, die hauptamtlich oder in Vorständen für uns tätig sind. Sie muss - um tatsächlich wirksam zu werden (wie in der Jahrestagung in Bonn zu recht angemahnt wurde) - von den kleinen Initiativen und einzelnen Mitgliedern der Friedensverbände aktiv mitgetragen werden.

Konrad Tempel


Neuer Vorstand

Kurzer Bericht von der Jahrestagung und Mitgliederversammlung BSV, Bonn, Haus Venusberg, 14.-16.2.03

Das Klima war sehr konzentriert, lebendig und freundschaftlich. In einer selbstkritischen Reflexion haben wir Punkte für eine Weiterarbeit des BSV definiert. Protokoll auf Anfrage erhältlich. Die Kritik an der Tagung (Terminkollision und Ablauf) werden wir sehr gerne in die Planungen der nächsten Aktivitäten einbauen.

Doch das wichtigste, wir haben einen neuen Vorstand. Berthold Keunecke und Bernhard Nolz sind die neuen Vorsitzenden. Burkhard Bläsi, Kerstin Bunte, Jürgen Glökler, Henry Stahl und Anja Stiel sind die weiteren Vorstandsmitglieder. An dieser Stelle einen Dank an alle, die den BSV jetzt als Vorstand verlassen haben und ihn zu dem gemacht haben, was er jetzt ist.

Burkhard Bläsi, 28, Dipl.-Psych. Studium in Konstanz und England. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Projektgruppe Friedensforschung der Uni Konstanz. Dissertationsvorhaben zum Thema "Friedensjournalismus", 1997/98 sechsmonatige Mitarbeit im "Mindener Projekt" des BSV, seit 1999 im Vorstand.

Kerstin Bunte, 33, Diplompolitologin, Marburg, freiberufliche Trainerin für konstruktive Konfliktbearbeitung und Mediatorin.
Ausbildung in „Therapie Sociale - Gesellschaftstherapie zur Überwindung von Rassismus, Charles Rojzman. Studienschwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, Praktikum beim BSV (97), Mitarbeit im Mindener Projekt als Werkauftrag (98). Als Trainerin schwerpunktmäßig im Bereich Schule und Stadtteil tätig.

Jürgen Glökler, 63, Lehrer i. R., Bergstraße bei Heidelberg; geprägt durch Kriegsdienstverweigerung 1958, Studentenbewegung und den Vietnamkrieg; Lehrer an einer Gesamtschule, Mitbegründer Grüner Gruppen vor Ort, Mitarbeit in Agenda- und Umweltgruppen sowie beim Heidelberger Friedensratschlag, Mitglied beim BSV von Anfang an, Schwerpunkte in gewaltfreier Konfliktlösung, einer Verzahnung von Frieden und Umwelt sowie einer Stärkung der Zivilgesellschaft.

Berthold Keunecke, 41 Jahre, Lebensgemeinschaft in Herford mit vier weiteren Erwachsenen und drei Kindern, ab April Pfarrer mit halber Stelle in einer evangelischen Gemeinde in Herford. Kreiskirchlicher Beauftragter für das kirchliche 10- Jahres Programm "Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt". Vertreter des Versöhnungsbundes seit 1989 im BSV. Langjährige Mitarbeit in der Kampagne "Wege aus der Gewalt".

Bernhard Nolz: 58 Jahre, eine erwachsene Tochter, Lebens- und Arbeitspartner: Prof. Dr. Wolfgang Popp (Universität-GH Siegen) Gesamtschullehrer (Deutsch/ Gesellschaftslehre), Moderator in der LehrerInnen-Fortbildung (Friedenserziehung, Gewaltprävention, Schulentwicklung), Sprecher der „Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden" (PPF), Geschäftsführer des Siegener Zentrums für Friedenskultur (ZFK), Träger des Aachener Friedenspreises 2002, Träger des Preises für Zivilcourage 2002 der Solbach-Freise-Stiftung. Ich möchte helfen, die Bildungsarbeit des BSV zu verstärken. Ich verbinde damit die Hoffnung, dass gewaltfreies solidarisches Handeln in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zur Geltung gebracht werden kann.

Henry Stahl, 47, in Berlin erzogen und ausgebildet, Studium der Humanmedizin. Ab 1982 in Gütersloh Facharztausbildung zum Neurologen / Psychiater / Psychotherapeuten. Mitarbeit bei der Gründung einer Regionalgruppe der Ärzte zur Prävention des Atomkriegs (IPPNW). 1995 bin ich auf der Suche nach einem positiv definierten Ziel in der Friedensarbeit vom BSV in gewaltfreier Konfliktaustragung ausgebildet worden und arbeite seitdem aktiv mit. Initiative zu einem Concierge-Projekt in Berlin.

Anja Stiel, Vorpraktikum beim BSV im Frühling 1998, Abschluss Studium zur Diplomsozialpädagogin Sommer 2002, Umzug ins Wendland, berufliche Orientierung als Trainerin in gewaltfreier Aktion und konstruktiver Konfliktbearbeitung, das ist auch der Bereich, der mich in der Vorstandsarbeit am meisten interessiert.


Neues aus dem BSV / Bildung

Training zur Vorbereitung gewaltfreier Aktionen gegen einen Krieg im Irak

„Sich ihnen in den Weg setzen, wenn sie wirklich den Krieg gegen den Irak anfangen" - das war der Gedanke, der am Beginn der Überlegungen für eine Herforder Blockadeaktion standen. Aus der Friedensbewegung wurde schon lange für den Kriegsfall zu einer großen gewaltfreien Aktion in Frankfurt aufgerufen - aber das ist für uns als Ostwestfalen zu weit weg. Außerdem war schon früh klar, dass auch Soldaten aus Herford in den Krieg ziehen sollten: Hier sind ein wichtiges „Signalregiment" und die „1. Gepanzerte Division" der Britischen Rheinarmee stationiert.

Die Friedensgruppe Herford startete also mit Unterstützung der kreiskirchlichen Arbeitsstelle „Gewalt überwinden" die Planungen für eine Blockadeaktion - Unterschriften von über 200 Leuten, die sich zu einem so oder so gearteten Widerstand gegen den Krieg verpflichteten, wurden gesammelt. Mahnwachen wurden organisiert, Diskussionen geführt. Am 9. Februar kamen 18 Frauen und Männer zusammen, von denen einige über viel, andere über keine Erfahrung mit direkten gewaltfreien Aktionen verfügten. Detlef Beck, Geschäftsführer und Trainer des BSV leitete das Kurztraining mit souveräner Kompetenz. Zuerst ging es um das Einüben von Konsens- Entscheidungsfindung: Mit dieser Methode konnte sich die Gruppe dann relativ schnell über viele offene Fragen einigen - vom Ort und der Zeit der Aktion bis zu verschiedensten ungeklärten Fragen.

Am Schluss stand dann das Rollenspiel - die Möglichkeit, einmal eine Blockadesituation auszuprobieren: Wichtige Erfahrungen zur persönlichen Selbsteinschätzung und für den Zusammenhalt in der Gruppe wurden hier gemacht. Auch wenn heute manche Aktionen ohne persönliche Vorbereitung durchgeführt werden - einhellige Meinung war am Schluss: Dieses Training hat sich gelohnt!

Bertold Keunecke/Detlef Beck


Neuerscheinungen

Praxisanleitung für ein Gewaltpräventionsprojekt am Beispiel der Erich-Kästner-Schule / Harsewinkel (Grundschule für Erziehungshilfe). Diese 50-seitige Broschüre beschreibt, wie in einer ersten Klasse einer Erziehungshilfe-Schule mit der Förderung von Fähigkeiten zur Konfliktbewältigung begonnen werden kann. Eingebettet war das Projekt in die Aktivitäten des Netzwerk Gewaltprävention im Kreis Gütersloh. AutorInnen sind Ines Schiermeyer und Detlef Beck.

Hintergrund- und Diskussionspapier Nr. 13, Preis 4,50 Euro plus VK

Konfliktpädagogik durch Kooperation im Netzwerk Gewaltprävention Gütersloh. Diese 60-seitige Veröffentlichung beschreibt, wie das Netzwerk Gewaltprävention im Kreis Gütersloh entwickelt und aufgebaut wurde. Einleitend geht Prof. Dr. R. Dollase von der Universität Bielefeld der Frage nach „Wann sind Menschen friedlich? - Möglichkeiten und Grenzen der Gewaltprävention".

Hintergrund- und Diskussionspapier Nr. 14, Preis 5 Euro plus VK


Aktuell & empfehlenswert

Theodor Ebert: Militärische Gewalt als Ultima ratio? Pazifistische Positionen in der aktuellen Diskussion

Inhalt:

  • Vortrag „Militärische Gewalt als ultima ratio?"
  • Das Vermächtnis Martin Luther Kings für die ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt."

Hintergrund und Diskussionspapier Nr. 12, Preis 5 Euro plus VK

Bestellungen: Geschäftsstelle des BSV: Tel: 0571-29456 Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam-Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können


Ausbildung in Mediation ab Herbst 2003

Im Sommer 2003 startet die zweijährige berufsbegleitende Ausbildung in Mediation als Kooperationsprojekt zwischen dem Bund für Soziale Verteidigung und FairÆnd, Praxis für Konfliktberatung, Mediation, Supervision und Weiterbildung. Die Ausbildung orientiert sich an den Ausbildungsrichtlinien des Bundesverbands Mediation und bietet die Voraussetzungen für die Anerkennung als MediatorIn.

Inhaltlicher Rahmen:

  • Ausbildung in Mediation
  • FachreferentInnen für spezifische Anwendungsfelder der Mediation
  • Supervision von Praxisfällen
  • Begleitung bei der Praxisentwicklung
  • Intervision (selbstorganisierte Lerngruppen)

Umfang: 10 dreitäge Blöcke (Zeitraum Herbst 2003 - Sommer 2005); zusätzlich 20 Stunden Intervision

Termine in 2003/2004

11.-13.09.03; 13.-15.11.03; 05. 07.02.04; 25.-27.03.04; 03.-05.06.04; 23.-25.09.04; 02.-04.12.04

Kosten: 2.880; Euro (Ratenzahlung möglich; 24 Raten à 120 Euro)

Kontakt und Information bei den ReferentInnen:
Heike Blum, Tel: 02236-379179, email: Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam-Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können
Detlef Beck, Tel: 05731-798425, email: Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam-Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können


Demo-Bericht und Ausblick
Ein unübersehbares NEIN zum Krieg

Von Kathrin Vogler

„Wir sind Teil einer machtvollen politischen und sozialen Anti-Kriegs- und globalisierungskritischen Bewegung, die nicht nur gegen Terror und Krieg aufsteht. Wir sind angetreten, eine andere Welt möglich zu machen. "

(Aus der Abschlusserklärung der Demonstration am 15.2.2003)

Wie schreibt man einen Bericht über ein politisches Ereignis, das einen tief berührt hat und in das man selbst so tief verstrickt ist, dass es kaum möglich ist neutral zu bleiben? Vielleicht besser nicht aus der Distanz, die das journalistische Handwerk erforderte und die in diesem Fall eine falsche, gekünstelte Distanz wäre. Das Ereignis, von dem zu berichten ist, liegt nur etwa vier Stunden zurück. Es war die machtvollste, gewaltigste und beeindruckendste Friedensdemonstration in Deutschland seit zwanzig Jahren. Und es war die erste globale Friedensdemonstration, von Bewegungen in über 50 Ländern gemeinsam getragen. 500.000 in Berlin, eine Million in London, Madrid und Barcelona, zwei Millionen in Rom, Hunderttausende in Brüssel, Melbourne, Paris, Amsterdam … und in vielen kleinen Städten lokale Rekorddemonstrationen. Noch ganz berauscht vom Erfolg bin ich fest davon überzeugt, dass wir diesen Krieg aufhalten können. Und was hatten sie im Vorfeld nicht alles versucht, uns aufzuhalten. „Antideutsche" störten unsere Pressekonferenz, um uns als Antisemiten zu diffamieren. Das Berliner Grünflächenamt sperrte uns die Reichstagswiese und zwang damit zum Umzug an einen anderen Kundgebungsort. Die NPD rief gegen unseren Willen ihre Anhänger zur Teilnahme aus. Journalisten spekulierten über die Teilnahme von Politikern und mutmaßten, das regierungsamtliche „Nein" zum Irakkrieg werde uns Teilnehmer kosten. Die Springerpresse diffamierte uns als Freunde des irakischen Diktators. Das Wetter wurde immer kälter und die Verlautbarungen der US-Regierung immer härter. Pablo Picassos Gemälde Guernica wurde im Gebäude der Vereinten Nationen verhängt, um US-Außenminister Powell bei seinen Reden nicht mit unangenehm passenden Assoziationen zu belasten.

Gegen „Präventivkriege"

Doch die Menschen haben sich entschieden, und dies weltweit. Zu offensichtlich ist, dass es den Regierungen Bush und Blair nicht um Menschenrechte, Demokratie und Frieden geht. Zu offensichtlich, dass die wenigen widerspenstigen Stimmen auf dem globalen diplomatischen Parkett nicht ausreichen werden, um den Kriegskurs zu stoppen. Zu offensichtlich, dass das Konzept „präventiver" Kriege die Welt an den Abgrund führen kann. Deutlich zu spüren scheinen dies die Künstlerinnen und Künstler. Darunter alte Bekannte wie Konstantin Wecker, Hannes Wader und Reinhard Mey, aber auch neue Gesichter wie der Schauspieler Peter Sodann und Mädchenschwarm Paddy Kelly von der Kelly Family. Auf der Abschlusskundgebung der Demonstration setzen sie zentrale politische Impulse, fern davon, nur „Rahmenprogramm" zu sein. Ganz neu formiert sich auch die Friedensbewegung - unter dem Druck der Straße. Um den „harten Kern" aus Linken und Pazifisten gruppieren sich schnell Gewerkschaften, Umweltgruppen und entwicklungspolitische Organisationen. Auch die Regierungsparteien können sich der Bewegung von unten nicht mehr entziehen: Die Grünen steigen noch eine Woche vor der Demonstration in den Unterstützerkreis ein und in der SPD wächst die Unterstützung weit über die Kreise der „üblichen Verdächtigen" hinaus. Trotz Kanzler-Machtwortes nehmen die Regierungsmitglieder Trittin, Künast und Wieczorek-Zeul an der Demonstration teil, ebenso wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Dennoch und trotz vieler Unkenrufe im Vorfeld, wird es keine Regierungsdemonstration. Wir erleben erstaunt und begeistert eine Demonstration, die zwar außenpolitisch der Bundesregierung den Rücken stärkt, ihr aber innenpolitisch keinen Wind in die Segel bläst. Damit war diese Demonstration für Deutschland ein Novum, allenfalls vergleichbar mit den Aktionen für die Ostverträge der Regierung Brandt, aber viel unabhängiger und kritischer als diese. Immer wieder gelingt es in Reden und Interviews deutlich zu machen: Wir wollen mehr. Wir fordern Taten statt Worte, Verweigerung statt Duldung. Wir werden diesen Krieg auch nicht mit UN-Mandat tolerieren. Und viele von uns, immer mehr, sind bereit sich querzustellen. Bei „resist" haben sich schon über 5.000 Menschen zu gewaltfreien Aktionen zivilen Ungehorsams verpflichtet. In München solidarisieren sich Tausende bei einer Kundgebung mit Tobias Pflüger, der verhaftet wird, weil Polizisten in seiner Rede eine Aufforderung zur Fahnenflucht wittern. Im ganzen Land finden Kundgebungen, Demonstrationen, Friedensgebete statt.

Dynamik nutzen - Zusammenarbeit verstetigen

Jetzt kommt es darauf an, diese Dynamik für die Friedensbewegung zu nutzen und mit dem NEIN zum Krieg auch das JA zu globaler Gerechtigkeit, zu Gewaltfreiheit und ziviler Konfliktbearbeitung zu stärken. Der geplante Krieg gegen den Irak ist nur ein Meilenstein in einer verhängnisvollen Entwicklung zu einer unipolaren Weltordnung, in der das Recht des Stärkeren herrscht und 90 Prozent der Weltbevölkerung dauerhaft von Wohlstand, Demokratie und Freiheit ausgeschlossen werden. Wenn es gelingt, diesen Krieg zu verhindern, verbessert dies die Chancen für einen Paradigmenwechsel in den Außenpolitiken der USA und Europas. Doch es bleibt unglaublich viel zu tun. Die Friedensbewegung in Deutschland ist inhaltlich noch nie so einig gewesen und hat lange Zeit nicht mehr so große Unterstützung erfahren. Um diese Unterstützung nicht wie ein Strohfeuer verpuffen zu lassen, brauchen wir eine dauerhafte strategische Zusammenarbeit der friedenspolitischen Akteure. Die Anregung aus dem BSV, einen verbindlichen und transparenten friedenspolitischen Arbeitszusammenhang auf Bundesebene zu schaffen, stieß bei vielen Organisationen auf fruchtbaren Boden und führte im Januar 2003 zur Gründung der „Kooperation für den Frieden". Ein Bündnis aus Organisationen der Friedensbewegung : (AGDF, BSV, DFG-VK, IPPNW, Komitee für Grundrechte und Demokratie, Naturwissenschaftler Initiative, Netzwerk Frieden, ORL, Pax Christi u.a.) will sich um weitere Organisationen auch aus anderen Bewegungen (Gewerkschaften, Friedensforschung, Eine - Welt-Gruppen u.a.) verstärken und die inhaltlichen Gemeinsamkeiten in gemeinsames Handeln münden lassen. Eines der nächsten Projekte ist die Auseinandersetzung mit den neuen „verteidigungspolitischen Richtlinien" und die gemeinsame Entwicklung von „friedenspolitischen Richtlinien". Am 18. Mai findet in Hannover die erste Vollversammlung statt, bei der weitere Projekte besprochen und ein Sprechergremium gewählt werden soll. Die Mitarbeit in der Kooperation steht allen Gruppen und Initiativen offen, die ihre Grundsatzerklärung unterschreiben.

Die Autorin ist Geschäftsführerin des BSV und Mitorganisatorin der Demonstration in Berlin.


Friedensforschung

Jørgen Johansen

Traditionelle Friedensforschung auf dem falschen Weg?
Eine Präsentation des neuen Zentrums für Friedensstudien, Norwegen

"Friedensforschung konzentriert sich auf die Gewaltfrage. Insbesondere richtet sie ihren Fokus auf gesellschaftliche Gewalt." (Wallensten, 1988) Traditionelle Friedensforschung fokussierte sich auf Gewalt und ihre Konsequenzen. Kriege wurden von vielen Blickwinkeln aus betrachtet. Die große Mehrheit der Publikationen zu diesem Thema handelte von Kriegen und anderen Gewaltformen. Gründe für diesen merkwürdigen Fokus sogenannter FRIEDENSforscher mögen an finanziellen Mängeln für friedensorientierte Projekte oder am mangelnden Interesse liegen oder daran, dass Forscher und Medien mehr von Gewalt als von Frieden fasziniert sind. Eine subtilere Erklärung kann darin bestehen, dass die Basiskonzepte von Krieg und Frieden von vielen an Universitäten und Forschungsinstituten nicht verstanden werden. Die meisten Publikationen definieren Krieg als eine Form von Konflikt. Um einen Konflikt als Krieg zu kategorisieren, werden die Anzahl getöteter Menschen und Staaten als Akteure zugrunde gelegt. Das Problem ist, dass Krieg KEIN Konflikttyp ist! Krieg ist ein MITTEL; um Konflikte zu beeinflussen. Wenn wir nicht Mittel von Konflikttypen unterscheiden, verstehen wir die Konzepte nicht.

Eine ähnliche Verwirrung herrscht über Friedensbegriffe vor. Am gebräuchlichsten ist die Auffassung, Friede sei die Abwesenheit von Krieg. Aber hier haben wir einige weiterentwickelte Ideen davon, was erforderlich ist, um Frieden zu verwirklichen. In Lateinamerika gibt es das klare Verständnis, dass "Frieden nicht ohne Gerechtigkeit wachsen kann". Das bedeutet die Abwesenheit struktureller wie direkter Gewalt. Aber das beschreibt noch immer nicht den "FRIEDEN." Dieser massive Fokus auf Gewalt in verschiedenen Formen mag die Aufmerksamkeit von gewaltfreier Konfliktaustragung und ähnlichen Aktionen ablenken. Es ist gut möglich, dass traditionelle Friedensforschung gewaltfreie Konfliktaustragung vernachlässigt hat ebenso wie die Kapazität für Gewaltfreiheit in Völkern und Kulturen.

Gründungsidee

Als das Zentrum für Friedensstudien (CPS) an der Universität von Tromsø vor einem Jahr gegründet wurde, war die Hauptidee dazu beizutragen, Wege zu untersuchen, um Frieden mit friedlichen Mitteln zu schaffen und gewaltfreie Konfliktaustragung bekannter zu machen. Wir glauben, dass wertvolles Wissen in Regionen mit niedrigem Gewaltniveau zu finden ist und dass noch mehr hilfreiche Lektionen von erfolgreicher Konfliktaustragung gelernt werden können als von Gräueltaten und Fehlern. In der Wissenschaft ist es eine undenkbare Idee, sich ausschließlich auf die Fehler in Laborexperimenten oder die technischen Unfälle zu konzentrieren. Warum also sollten Akademiker mit Interessen an Konflikten nur die schlimmsten Wege studieren, wie Konflikte ausgetragen werden können? Wenn wir mehr darüber wissen wollen, wie Konflikte ohne Gewaltanwendung geregelt werden können, ist es offensichtlich, dass wir friedliche Konfliktaustragung in unserem Fokus haben sollten. Für uns kann Frieden definiert werden als "die Möglichkeit, Konflikte gewaltfrei und kreativ auszutragen." Selbst wenn sich Friedensstudien mit zwischenstaatlichen Beziehungen beschäftigen, sollten sie sich ebenso mit einer weitergehenden Bandbreite an sozialen Konfliktlinien auseinandersetzen, z.B. in Bezug auf Geschlecht, Generation, Kultur, Klasse, Rasse, Ethnie und Nation, auch mit dem Konflikt zwischen menschlicher Gesellschaft und Natur. Obwohl unsere Studien global sind, gibt uns unsere Position im fernen Norden, einer riesigen und wenig bevölkerten Region in einem rauhen natürlichen Klima mit einer Geschichte komplexer ethnischer und kultureller Beziehungen mit Problemen von Hierarchie, Erkennen und kultureller Unterdrückung die Chance, von einem großen Spektrum an gewaltfreier Konfliktaustragung zu lernen. Ein anderes Ziel ist es, unsere Erfahrungen mit denen in anderen Regionen zu vergleichen.

Angewandte Wissenschaft

Friedensstudien bestehen aus theoretisch-empirischer, kritischer und konstruktiver Arbeit. Als angewandte Wissenschaft sollten Friedensstudien auf ihre konstruktiven Anteile achten. Allein wie von einem Arzt erwartet wird, dass er Krankheiten behandelt, so sollte der Friedensforscher handeln, um Gewalt zu reduzieren. Unsere Hauptaufgabe für einen guten Forscher ist die Entwicklung von Vorschlägen, wie Frieden mit friedlichen Mitteln erreicht werden kann. Es ist zu allgemein und einfach zu kritisieren, ohne Alternativen für schwierige und komplexe Situationen vorzuschlagen. Wir hoffen, dass Studierende und Forschende im Feld der Friedensstudien handeln werden auf der Basis eines Konfliktverständnisses, nicht zufrieden mit der Publikation von Artikeln in akademischen Zeitschriften.

CPS wird gewaltfreie Konfliktaustragung empirisch und vergleichend erforschen und einen multidisziplinären und pluralistischen Ansatz anwenden, realistisch und idealistisch. Wir werden theoretische Implikationen und die Ergebnisse vor einem großen Publikum diskutieren. Wer immer an dieser Arbeit teilnehmen möchte, kann uns gern kontaktieren und Teilnehmer eines globalen Netzwerks von Forschern und Aktivisten mit dem Fokus auf Gewaltfreiheit und friedliche Konfliktaustragung werden.

Jørgen Johansen referierte beim Studientag des Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung am 12. Oktober 2002 über seine Arbeit im CPS. Der nächste Studientag findet am 15.3.2003 in Bonn, Jugendgästehaus statt. Anmeldungen bitte an Christine Schweitzer, Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam-Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können

Übersetzung dieses Beitrags:
Achim Schmitz.


Nonviolent Peaceforce

Neues zu Nonviolent Peaceforce / NP im Telegramm-Stil

Zur Erinnerung: Es geht um Interventionen in größerem Maßstab. „Wir wollen eine internationale, zivile

Nonviolent Peaceforce (gewaltfreie Friedensverbände) mobilisieren und ausbilden. Die Freiwilligen der Nonviolent Peaceforce sollen in Gebiete gewaltsamer Konflikte entsandt werden, um dort das Töten und Zerstören zu verhindern und Menschenrechte zu schützen. Auf diese Weise soll Freiraum geschaffen werden, damit lokale Gruppen ihren gewaltfreien Kampf fortsetzen, in Dialog miteinander treten und friedliche Konfliktlösungen suchen können."

Das erste NP-Pilot-Projekt beginnt in Sri Lanka / KoordinatorInnen gesucht!

Der neu gewählte Internationale Rat - dem bewusst nicht die beiden Initiatoren angehören - besteht aus sechs Frauen und neun Männern aus Japan / Korea / Thailand / Indien / Palästina / Zimbabwe / Senegal / Sierra Leone / Guatemala / Canada / USA / Großbritannien und Italien.

Vorsitzende: Claudia Samayoa (Guatemala) und Tim Wallis (GB).

Der gemeinsame Bericht der deutschen Delegierten über die Gründungskonferenz in Delhi (mit dem brisanten Punkt „Klärungsbedarf") ist erhältlich per Tel, Fax oder Post: BSV-Geschäftsstelle, per e-mail: Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam-Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können .

Januar, Berlin: Treffen der fünf deutschen Gründungsmitglieder Christine Schweitzer, Henry Stahl, Konrad Tempel (beide BSV), Cornelia Brinkmann, Helga Tempel (beide forumZFD) sowie Peter Betz zur Bildung einer gemeinsamen ‚Arbeitsgruppe NP', in der künftig alle Informationen zu NP zusammenlaufen und die einheitlich für die Mitgliedsverbände BSV und forumZFD reagiert.

Diese Arbeitsgruppe NP ist offen für alle, die durch stetige Mitarbeit die NP unterstützen wollen: Kontakt s.o. März, Graz/Österreich: Treffen der europäischen NP-Mitgliedsverbände und der europäischen Mitglieder im Internationalen Rat (im Zusammenhang mit der Jahrestagung des Europäischen Netzwerks Zivile Friedensdienste EN.CPS). Mitarbeit und Spenden - über BSV und forumZFD - sind herzlich willkommen.

Konrad Tempel


Internationale Präsenz in Bagdad

Interview mit zwei Mitgliedern des Irak Peace Teams, die an der Gründung der Nonviolent Peaceforce (Gewaltfreie Friedensverbände) im Dezember in Delhi teilgenommen haben, dem Ehepaar Dr. Elisabeth Roberts und Elias Amidon, beide 58 Jahre alt

Frage: Weshalb seid Ihr nach Bagdad gegangen?

Wir gehören zum Irak Peace Team, www.iraqpeaceteam.org Wir wollen (1) Solidarität mit den BürgerInnen Iraks im Angesicht des drohenden Kriegs zeigen und (2) der amerikanischen und britischen Öffentlichkeit mithilfe von Artikeln, Presse-Erklärungen, Fotos, Videos, Telefon-Interviews und e-mail-networks über die gegenwärtige Situation der irakischen Bevölkerung berichten. Wir alle haben zuhause eine aktive Unterstützerinnen-Gruppe organisiert, die in bezug auf die Medienkontakte mitwirken. ....Wenn wir überhaupt so etwas wie Schutzschilde sind, dann wünschten wir, wir wären es für die unschuldige irakische Bevölkerung, die seit Jahrzehnten Krieg und seit zwölf Jahren verheerende Sanktionen über sich ergehen lassen muss.

Frage: Was sind aus Eurer Sicht und Erfahrung die besonderen Vorzüge und positiven Aspekte einer Nonviolent Peaceforce, wie sie jetzt gegründet wurde?

- Sie kann der Welt eine Alternative zur traditionellen Gewaltspirale präsentieren.

- Sie kann Gruppen schützen, die sich für Menschenrechte und Frieden engagieren, indem sie begleitet werden, wenn ihr Leben bedroht ist.

- Sie kann sich zwischen kämpfende Parteien stellen - entweder symbolisch oder wenn möglich durchaus konkret - um Freiraum zu schaffen, damit lokale Gruppen gewaltfreie Konfliktlösungen suchen können.

- Sie kann eine internationale Präsenz herstellen, eine Art Zeugenschaft und kritische Beobachtung bei z.B. Waffenstillständen und Wahlen.....

Frage: Wo liegt aus Eurer Sicht der entscheidende Punkt in unserer gemeinsamen Vision?

Der entscheidende Punkt der Vision der Gewaltfreiheit liegt für uns darin, dass durch sie das moralische Empfinden der Gewalttäter aktiviert wird.... Gewaltfreiheit besitzt die Kraft, Mitgefühl und Beherrschung bei denen hervorzurufen, die Gewalt praktizieren.... Die Scham der Täter keimt auf aus ihrem Sinn für das, was richtig und falsch ist, macht sie auf diese Weise stärker und lässt ihre Humanität wachsen..... Die gewaltfreien Kämpfe der schwarzen US-Bevölkerung für ihre zivilen Rechte haben eine breitere amerikanische Öffentlichkeit wie die aktiven Anhänger der Rassentrennung moralisch angerührt, und durch diese Macht wurde der Ruf nach Gerechtigkeit immer stärker. Wenn aber anders herum Gewalt angewendet worden wäre, hätten sich die herrschenden Mächte darin bestätigt gefühlt, ebenso Gewalt anzuwenden...., und der Kreislauf der Gewalt hätte sich fortgesetzt.

(Gekürzt. Die Fragen stellte Konrad Tempel)


AG Israel-Palästina / forumZFD
Unterstützung von Friedenskräften in Israel und Palästina

Die AG Israel/Palästina sucht nach Möglichkeiten, wie Friedenskräfte in Israel und Palästina in sinnvoller Weise von außen unterstützt werden können.

Eine Erkundungsreise nach Israel im Juni 2002 diente zur Kontaktaufnahme mit dortigen FriedensaktivistInnen und zur Sammlung erster Ideen von Kooperationsmöglichkeiten. Zur Vertiefung des Verständnis und der Beziehungen fand Ende November vergangenen Jahres in Köln ein dreitägiger Workshop mit sechs israelischen FriedensaktivistInnen statt. Dorothy Naor, Ruti Kantor (beide New Profile), Karen Akoka, Dan Seltzer (beide Taayush) Hagai Agmon-Snir (Initiative for Shared Responsibility, Jerusalem) sowie Keren Assaf (Projekt "Breaking Barriers") trafen sich mit Mitgliedern der BSV-AG sowie einigen weiteren Interessierten. Die gemeinsame Arbeit verlief in konstruktiver Atmosphäre und trug zugleich auch zur Vernetzung der israelischen Gäste bei, die sich bis dahin zum Teil untereinander auch noch nicht gekannt hatten. Aus dem Workshop und den anschließenden Überlegungen haben sich verschiedene Projektideen entwickelt, deren Umsetzungsmöglichkeiten wir im Moment prüfen bzw. mit deren Realisierung wir bereits begonnen haben:

  • Stipendien für die viermonatige Qualifizierung in ziviler Konfliktbearbeitung für eine israelische und eine palästinensische Friedenskraft Unterstützung/Patenschaft für ein Projekt der arabisch-jüdischen Gruppe „Taayush" Austausch von Ideen und Curricula zur gewaltfreien Bildungsarbeit mit der Gruppe New Profile
  • Unterstützung von israelischen Kriegsdienstverweigerern;
  • „Adoption" eines Refusniks Finanzierungsantrag/Unterstützung für das israelisch-palästinensische Dialogprojekt "Breaking Barriers";
  • Entsendung einer Friedensfachkraft in ein Projekt zur Unterstützung der beduinischen Bevölkerung
  • Lernen von Erfahrungen im griechisch-türkischen Konflikt in Zypern;
  • Förderung des jüdisch-palästinensischen Dialogs in Deutschland;
  • Förderung der Vernetzung der Gruppen, die in Deutschland für gewaltfreie Lösungen in Nahost aktiv sind.

Natürlich werden wir nicht alle Ideen in gleichem Maße verwirklichen können.

Auf ein schon sehr konkretes Projekt sei hier aber nochmals besonders hingewiesen: Für den im Herbst 2003 beginnenden viermonatigen Kurs in ziviler Konfliktbearbeitung (Veranstalter: Forum ZFD) wollen wir einer israelischen und einer palästinensische Friedenskraft ein Stipendium gewährleisten. Von beiden Seiten gibt es bereits Interessenten und es haben sich auch schon lokale deutsche Friedensinitiativen gefunden, die jeweils für eine Person die „Patenschaft" übernehmen wollen. Für Flugkosten, Unterhalt und Kursgebühren brauchen wir jedoch noch weitere finanzielle Unterstützung. Wenn Sie dieses Vorhaben fördern wollen, dann überweisen Sie bitte Ihren Beitrag unter dem Stichwort „Stipendium Israel/Palästina" auf das BSV-Konto, Sparkasse Minden-Lübbecke, BLZ 49050101, Konto 89420814.

Wer sich darüber hinaus aktiv in die Arbeit einbringen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Das nächste Treffen der Gruppe findet am 27. März in Heidelberg statt. Weitere Informationen über die AG finden sich auch auf der BSV-Homepage.

Frieden braucht Fachleute

Qualifizierung für Zivile Konfliktbearbeitung / Zivilen Friedensdienst

Das Forum Ziviler Friedensdienst bietet allen Menschen, die sich im zivilen Friedensdienst engagieren möchten, eine viermonatige, professionelle Qualifizierung in ziviler Konfliktbearbeitung an. Mehr als einhundert Frauen und Männer haben diesen Kurs bereits erfolgreich absolviert. Sie arbeiten heute in Konfliktregionen auf der ganzen Welt für Friedens- und Entwicklungsdienste oder Menschenrechtsorganisationen.

Der nächste Qualifizierungskurs für zivile Konfliktbearbeitung/ Zivilen Friedensdienst findet statt vom 4. August bis 5. Dezember 2003 im Raum Köln/ Bonn.

Die Kosten inkl. Unterbringung und Vollverpflegung betragen lediglich 2.250 EUR, da der Kurs in hohem Maße vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Die Qualifizierung beinhaltet auch eine zweiwöchige Praxishospitation in Projekten der zivilen Konfliktbearbeitung im In- oder Ausland.

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